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Beitrag vom 04.05.2009
Lisa Ekdahl - Give me that slow knowing smile
Tatjana Zilg
Die Schwedin kehrte für die Aufnahmen ihres elften Albums in die skandinavische Heimat zurück, nachdem sie eine Weile in New York City gelebt hatte und sich vom Flair der dortigen Kunstszene ...
... inspirieren liess.
So schmückt die neun Songs eine ansteckende kosmopolitische Fröhlichkeit, die nie aufgesetzt oder gar aufdringlich wirkt, denn sie wird durch kleine Flirts mit der Melancholie geerdet.
Es überrascht, dass "Give me that slow knowing smile" nach neun Jahren das erste englischsprachige Album von Lisa Ekdahl ist. Sie scheint sehr vertraut darin zu sein, ihre Songs in der Weltsprache zu präsentieren. Dennoch zählt sie zu den wenigen KünstlerInnen, die sich auf dem internationalen Markt mit schwedischsprachigen Songs durchsetzen konnten, und dies gelang ihr mit überaus großem Erfolg.
Gleich ihr Debut "Lisa Ekdahl" im Jahr 1994 erhielt drei Grammis und den Rockbjörn (ein Musikpreis, der von der größten schwedischen Musikzeitung "Aftonbladet" verliehen wird). Trotz der Verbundenheit zu ihrer Muttersprache widmet sie sich nicht der Suche nach den musikalischen Traditionen ihrer Heimat. Ihr erster Hit "Vem Vet" zeigt, wofür ihr Herz schlägt. Das Schwedisch wird hier fast verwechselbar mit den weichen, sehnsüchtigen Lauten des Portugiesischen, denn ihre Stimme tänzelt in der Wikingersprache bezaubernd lässig zu von Bossa Nova inspirierten Rhythmen und feurigen Jazz-Trompeten.
Diese ungewöhnliche Kombination meisterte sie mit hoher Selbstverständlichkeit, was darin liegen könnte, dass sie exzellente Vorkenntnisse mitbrachte. Schon während der Schulzeit besuchte sie den Musik-Zweig eines Gymnasiums und sang anschließend, bevor sie den Solo-Plattenvertrag bekam, bei einem Jazztrio mit. Es folgte eine große Anzahl weiterer schwedischsprachiger Solo-Alben sowie drei Englischsprachige: "Back to earth" (1997), "When did you leave heaven" (1998) und "Lisa Ekdahl sings Salvadore Poe" (2000). Sie bewies sich als wandlungsfähige, weltoffene Musikerin, zog zeitweilig nach Amerika und arbeitete produktiv mit anderen KünstlerInnen. So interpretierte sie auf einem ihrer Alben ausschließlich Kompositionen von Salvadore Poe, einem jungen, amerikanischen Musiker.
Ihr Album über "das wissende Lächeln" beginnt vielversprechend: Das titelgebende "Give Me That Slow Knowing Smile" ist zugleich der Intro-Song und stimmt in den ersten Sekunden mit einem verhaltenen Pfeifen auf eine munter-filigrane, gezupfte Akustik-Gitarren-Melodie ein, die gegen Ende mit Piano-Akkorden pointiert wird. Die helle Klarheit des Gesangs, die verspielte Melodie und der schwelgende Background-Gesang verrät, dass Lisa Ekdahl sich in Richtung Singer/Songwriter-Pop bewegt und dabei ihre mädchenhaften Seiten wiederentdeckt. So klingt ihre Stimme zuckersüss und weniger lässig als auf den Jazz-inspirierten Songs früherer Alben. Die Songs nehmen mit einer dahinschwebenden Schwerelosigkeit ein, ohne auf nachdenkliche Momente zu verzichten. Sie bilden eine Einladung, die Gedanken schweifen zu lassen, ganz in der Gegenwart zu sein und das pure Sein zu genießen.
Bei achtsamem Lauschen eröffnet sich eine musikalische Vielseitigkeit, in der Gitarren-Melodien mit zarter Percussion ("One life"), barjazzigen Trompeten ("I´ll be around"), tiefem Bass ("Beautiful boy"), elfenhaften Flötentönen ("Sing") und Americana durchdrungenen E-Gitarren ("When") erweitert werden. Letzterer Song zieht die Aufmerksamkeit zudem durch eine zweite bekannte Stimme an. Ane Brun singt hier im Duett mit Lisa Ekdahl, wie auch auf dem Piano-dominierten "The world keeps turning". Die Global-Playerin holte noch einige andere talentierte FreundInnen mit ins Studio: In der lebensbejahenden Hymne "I don´t mind" singt sie neben Ane Brun mit Teitur, Vanna Rosenberg, Andreas Nordell, Mathias Blomdal, Tobias und Sandra Froberg im Chor. Darüber hinaus bereichert Keren Ann "Beautiful boy" mit Streichinstrumenten und begleitendem Gesang.
Weiterhören: Heather Greene und Emiliana Torrini
Lisa Ekdahl im Netz: www.lisaekdahl.com und auf Myspace
AVIVA-Tipp: Das Leben ist zu kurz, um es mit Sorgen zu füllen - so beschreibt Lisa Ekdahl die Botschaft ihres Songs "One life" und zelebriert in weiteren acht Varianten einen sanften Hedonismus, der den schönen Seiten des Daseins auf zärtlich-verspielte Art huldigt. Das hohe Timbre, das Lisa Ekdahl durchgängig in allen Songs verwendet, ist anfangs gewöhnungsbedürftig, entwickelt jedoch bei längerem Zuhören einen ganz besonderen Charme, der die filigranen Melodien auf ungewöhnliche Weise betont.
Lisa Ekdahl
Give me that knowing smile
Label: Sony, VÖ Mai 2009